Übergänge
Am 12. Januar fand der erste Gottesdienst „mittendrin“ im neuen Jahr in Schafbrücke statt. Der Prophet Josua berichtet davon, wie die Israeliten über den Jordan ins verheißene Land gelangen. Und wie ist es mit den Übergängen im eigenen Leben? Veronika Kabis schaute auf den biblischen Text, auf Übergänge und Anfänge – und darauf, dass „jedem Anfang ein Zauber innewohnt“ (Hermann Hesse).
Predigt
Liebe Gemeinde,
vierzig Jahre lang zog das aus der Sklaverei befreite Volk Israel, so berichtet es die Bibel, durch die Wüste. Dann stand es an den Ufern des Jordan. Der Jordan war ein wichtiger Grenzfluss zum gelobten Land Kanaan. Wer ihn überschritt, war im Land der Verheißung. Mose hat sein Volk bis hierhergeführt, betreten wird er das Land nicht mehr, aber anschauen kann er es noch, bevor er stirbt. Josua heißt der neue Anführer des wandernden Gottesvolkes. (Jos 3,5-11.17)
5 Dann sprach Josua selbst zum Volk: »Reinigt euch und bereitet euch darauf vor, Gott zu begegnen! Morgen wird er vor euren Augen Wunder tun.« 6 Am nächsten Tag forderte Josua die Priester auf: »Nehmt die Bundeslade und tragt sie vor dem Volk her!« Sie folgten seinem Befehl. 7 Darauf sprach der HERR zu Josua: »Ich will heute damit beginnen, dir bei allen Israeliten Achtung zu verschaffen. Sie sollen wissen, dass ich dir beistehe, so wie ich Mose beigestanden habe. 8 Befiehl den Priestern, mit der Bundeslade anzuhalten, sobald ihre Füße das Wasser des Jordan berühren.« 9 Josua ließ die Israeliten zusammenkommen und rief ihnen zu: »Hört, was der HERR, euer Gott, euch sagt: 10 Ihr sollt wissen, dass der lebendige Gott bei euch ist und dass er ganz sicher für euch alle Völker eures neuen Landes vertreiben wird: die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter. 11 Seht, hier ist die Bundeslade des Herrn, dem die ganze Welt gehört! Die Priester werden sie vor euch her in den Jordan tragen. (…) 17 Die Priester mit der Bundeslade des HERRN standen auf festem Grund mitten im Jordan, und die Israeliten zogen trockenen Fußes an ihnen vorüber ans andere Ufer.
Der Übergang über den Jordan aus der Wüste ins verheißene Land gehört zu den Gründungserzählungen Israels. Die Redewendung „über den Jordan gehen“ bedeutet deshalb, die Grenze zum Jenseits überschreiten, sprich: sterben – oder, positiv gewendet: in den Himmel kommen. Am Jordan erfolgt also der Übergang zum ewigen Leben. Am Jordan haben später Johannes und seine Anhänger auch die Taufe praktiziert. Jesus wurde dort getauft. Der Jordan symbolisiert deshalb auch einen weiteren Übergang: nämlich den Beginn eines neuen Lebens aus dem Geist Gottes.
Um Übergänge geht es in dieser Predigt. Um Übergänge im eigenen Leben und im Glauben, um gesellschaftliche Übergänge in unserer Zeit und um Übergänge in unserer neuen Gemeinde.
ÜBERGÄNGE IM LEBEN UND IM GLAUBEN
Ein Schriftsteller, der, wie ich finde, sehr viel verstanden hat von Übergängen im Leben, ist Hermann Hesse. In seinem berühmt gewordenen Gedicht beschreibt er diese Übergänge als Stufen, die es zu nehmen gilt auf dem Weg der inneren Reifung. Ich schreite das Gedicht – stufenweise – mit Ihnen ab:
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Das Gedicht beschreibt den Lebensweg eines Menschen mit seinen Herausforderungen: Ich bin Kind, sehe die Welt durch große, staunende Augen, spiele, erkunde das Leben zusammen mit Freundinnen und vielleicht Geschwistern, bin geborgen im warmen Nest – oder aber erfahre Kälte und Unsicherheit. Aus dem verspielten Kind wird der ungelenke Jugendliche, der aufbegehrt, widerstreitende Gefühle in sich entdeckt, hofft, sich begeistert und seine Talente entdeckt, ernüchtert ist, stolpert und wieder aufsteht und das erste Mal Schmetterlinge im Bauch erlebt. Der nicht erwachsen werden will und es doch muss. Dann auf eigenen Beinen steht, einen Beruf lernt, arbeitet, reist, liebt und lebt, vielleicht Kinder bekommt, kämpft und Verluste erleidet. Und allmählich werde ich alt, langsamer, aber auch weiser, genügsamer, aber auch zufriedener – vielleicht auch enttäuscht, weil manches auf der Strecke geblieben ist. Ein letzter Übergang, ein wirkliches Hinüber-Gehen: über die Schwelle des Todes, in ein noch unbekanntes Danach.
All das umgreift das Gedicht in seinen ersten Zeilen. Und es sagt: Jede Lebensstufe, jede Erkenntnis und Einsicht haben ihre Zeit, haben ihren Anfang und ihr Ende. Das Leben ruft uns immer neu heraus. Diesem Rufen soll der Mensch sich mutig stellen. Der Neubeginn wird wunderbar belohnt:
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen uns an keiner Lebensstufe festklammern und dem Vergangenen nicht nachtrauern. Nur wer für den Wandel bereit ist, wird sein Leben ausschöpfen:
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Wenn man im Leben eine neue Stufe erklimmt, bedeutet das also nicht einfach Übergang, sondern immer auch Wandlung. Dabei geht es nicht nur um körperliche Alterung, sondern vor allem auch um mentale und spirituelle Wandlung. Der „Weltgeist“ – gläubige Menschen dürfen dieses Wort getrost mit „Gott“ übersetzen – will den Menschen nicht einengen, sondern befreien und Stufe für Stufe reifen lassen. Wer in diesen Prozess einwilligt, mit ihm mitgeht, statt sich im Erreichten einzurichten, wird Sinn im Leben finden. Daran ändert auch der unvermeidliche Tod nichts. Im Gegenteil, auch dieser ruft uns heraus, lässt uns weiterwachsen und neue, unbekannte Räume entdecken:
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Soweit das Gedicht „Stufen“. Hermann Hesse wollte es übrigens zunächst anders nennen, nämlich „Transzendieren“. Das bedeutet wörtlich: hinübergehen oder überschreiten.
Damit bin ich wieder beim Volk Israel, das über den Jordan geht – seinem letzten Ziel, dem verheißenen Land, entgegen. Überhaupt lassen sich schöne Fäden spinnen zwischen der Erzählung vom Übergang über den Jordan und dem Gedicht „Stufen“: Der Dichter spricht vom Lebensruf, „der niemals an uns enden wird“; Mose und Josua sind Gottes Ruf gefolgt, haben allen Mut zusammengenommen und die Israeliten durch die Wüste geführt. Ihre Risikobereitschaft hat sich gelohnt. Im Gedicht ist die Rede davon, dass man „bereit zum Abschied und zum Neubeginne“ sein soll – so ist es auch das wandernde Gottesvolk, wenngleich manchmal nur murrend. Und schließlich erinnern die Verse: „Jede Weisheit blüht zu ihrer Zeit und darf nicht dauern“ an die weisen Worte des Predigers im Buch Kohelet: „Alles hat seine Zeit.“
Hesse spricht in seinem Gedicht nicht speziell vom christlichen Glauben, aber sein unter anderem von fernöstlicher Spiritualität geprägter Blick auf die Welt erlaubt es durchaus, sein Gedicht in den Kontext eines spirituellen Weges zu stellen. Diesen Weg kann man in Stufen beschreiben – manchmal fühlt es sich an wie ein Weg nach oben (in den „Himmel“) und manchmal wie ein Weg in die Tiefe oder in die eigene Mitte. Immer aber ist es ein Durchschreiten, ein Transzendieren eines Raumes und ein Übergang in einen neuen Raum. Alles, was man in früheren Räumen erlebt hat, wird als Erfahrung bewahrt, nichts geht verloren.
Das führt mich zu einem kurzen Exkurs über eine Denkrichtung, die sich ein wenig abseits der herkömmlichen Theologie entwickelt hat. Sie nennt sich „integrale Spiritualität“. Sie geht davon aus, dass sich Glaube sowohl individuell als auch aufs Ganze gesehen in der Menschheitsgeschichte in Bewusstseinsstufen und spirituellen Zuständen entwickelt. Es geht, wie im Gedicht „Stufen“ darum, den von Gott vorgesehenen spirituellen Reifungsprozess im eigenen Leben und den kirchlichen Institutionen zu durchschreiten. Dabei werden alle früheren spirituellen Stufen integriert und bewahrt, während man sich innerlich weiterentwickelt. Ich kann das Thema nicht weiter vertiefen, aber möchte hinweisen auf das Buch „Gott 9.0“ von Marion Küstenmacher. Sie beschreibt darin 9 Stufen des Glaubens. Es ist verblüffend, wie sehr die Verse von Hermann Hesse diesem Denken ähneln:
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
GESELLSCHAFTLICHE ÜBERGÄNGE
Ein paar Gedanken zu den gesellschaftlichen Übergängen, in denen wir uns befinden. Wenn vorhin, bei den „Stufen“ das entsprechende Fremdwort „Transzendieren“ war, begegnen uns jetzt Worte wie „Transformation“. Transformation bedeutet, dass sich ein grundlegender Wandel vollzieht, der mit zahlreichen Übergängen einhergeht. In der Tat haben wir es mit sprunghaften Veränderungen in der politischen, wirtschaftlichen oder technologischen Entwicklung zu tun. Man hat das Gefühl, kaum mehr hinterherzukommen – selbst wer persönlich den digitalen Veränderungen noch halbwegs folgen kann, kommt außer Puste. Der politische Wandel in der Welt und vor Ort kann Angst machen: die grundlegenden Verschiebungen in den geopolitischen Machtverhältnissen; die politische Instabilität, die auch Deutschland erfasst hat; das Erstarken demokratiefeindlicher Kräfte.
Die Lernaufgabe nach den „fetten Jahren“ in der Demokratie und im Wohlstand lautet wohl: mit dem Wandel mitgehen, den Wandel mitgestalten, im Wandel wachsen. Wir sehen nur zu gut, was passiert, wenn man sich im Übergang gegen den Wandel stemmt, jegliche Veränderung abwehrt und sich innerlich verschließt: Die Folgen sind Verhärtung, Verbitterung, Verschwörungserzählungen, Lügen und Leugnen – vielfältige Abwehrreaktionen von Menschen, die scheinbar überfordert sind mit der Transformation und leichtgläubig den neuen, selbsternannten Heilsbringern hinterherlaufen.
Ich glaube, wir können mit dem gesellschaftlichen Wandel nur Schritt halten, wenn wir gewissermaßen innerlich nachwachsen, nachreifen. Wenn wir an unsere inneren Kraftquellen wieder herankommen und neue Quellen erschließen. Wenn wir uns unserer Wurzeln – etwa im Glauben – versichern, aber zugleich bereit sind, uns weiterzuentwickeln. Wenn wir Ja sagen zum Aufbruch in die neue Zeit. Darauf vertrauen, dass es eine Zukunft für uns gibt. So wie die Israeliten an den Ufern des Jordan standen und bei aller Angst, die sie sicher hatten, bereit waren, hinüberzugehen – darauf hoffend und vertrauend, dass auf der anderen Seite eine gute Zukunft auf sie wartet.
ÜBERGÄNGE IN DER GEMEINDE
Es mag etwas pathetisch klingen: Aber für mich war die Ankunft in der Gemeinde Schafbrücke vor fünfzehn Jahren so etwas wie ein Ankommen im Gelobten Land, nachdem ich längere Zeit nach einem Ort gesucht habe, an dem ich Inspiration und Gemeinschaft finde, und einen Ort, an dem ich mich selbst entfalten kann. So habe ich mir Kirche vorgestellt – vielfältig, erfrischend, unkonventionell, experimentell, warmherzig, klug, weltoffen. Ich höre immer wieder in den Gesprächen im Kirchencafé, dass andere, die hierherkommen, den Lorenzberg aus denselben Gründen schätzen.
Ähnlich geht es sicher auch denjenigen, die ihre Heimat im Gemeindezentrum Brebach, in der denkmalgeschützten Kirche in Fechingen oder in der heimeligen Holzkirche in Bliesransbach gefunden haben. Jeder Kirchort ist anders, aber jeder ist auch emotionale und spirituelle Heimat für die Menschen, die sich dort verwurzelt haben.
Nun sind wir alle in einem Übergang begriffen. Es hilft nichts, es schön zu reden: Es ist nicht einfach, in einer jetzt so großen Gemeinde gemeinsame Ziele abzustecken. Die einzelnen Gemeindekulturen und die Prioritäten sind höchst unterschiedlich, soviel kann man sagen. Und die Angst ist spürbar, die angestammte Heimat zu verlieren. Ich spreche noch gar nicht von Gebäuden, sondern von vertrauten Angeboten und Menschen, von liebgewonnenen Traditionen – von allem, was Sicherheit und Heimat gibt.
In den vergangenen zwei Jahren haben die Presbyterien fleißig gearbeitet. Sie haben alle notwendigen Beschlüsse gefasst, damit die Fusion pünktlich vollzogen werden kann. Sie haben an gemeinsamen Strategien gearbeitet, was die Kooperation etwa bei der Konfirmandenarbeit oder die Finanzen betrifft. Was – so erlebe ich es – auf der Strecke geblieben ist, sind die Gefühle, die mit Abschied und Neuanfang verbunden sind. Die Hoffnungen, Enttäuschungen, Verlustängste. All das muss in naher Zukunft in den Blick genommen werden. Wir müssen gemeinsam nachreifen, in die neue Lebensstufe unserer Gemeinde hineinwachsen.
Worüber auch nicht gesprochen wurde, ist die Frage, wie wir eigentlich künftig Kirche sein wollen. Darauf möchte ich noch einen Gedanken verwenden. Ich denke, dass Kirche in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Transformation eine entscheidende Aufgabe hat: nämlich ein Ort zu sein, an dem sich Menschen persönlich und spirituell entwickeln können; an dem sie berührt werden und eine Ahnung von Gott inmitten aller Verunsicherung bekommen. Ein Ort, der ihnen Kraft gibt, wenn um sie herum Chaos herrscht. Was für den einen Kraftquelle ist, muss es für die andere übrigens nicht sein. Die Bedürfnisse sind verschieden. Deshalb ist es auch gut, wenn die einzelnen Standorte ihre jeweils eigenen Konzepte weiterentwickeln. Dann ist am Ende im besten Fall für jede und jeden etwas dabei.
Ich schaue noch einmal auf die Israeliten am Übergang über den Jordan. Sie hätten es auf ihrer Wüstenwanderung leichter haben können, wenn sie ihr Heiligtum, die Bundeslade mit den Gebotstafeln, zurückgelassen hätten. Aber nein, sie haben durch alle Irrungen und Wirrungen diesen schweren, aber unentbehrlichen Schatz mit sich geschleppt und am Ende durch den Jordan getragen. Sie wussten, dass sie nichts sind ohne ihren geistlichen Mittelpunkt. Das bedeutet, übertragen auf unsere Gemeinde: All unsere Bemühungen im Prozess der Fusion werden umsonst gewesen sein, wenn wir darüber unsere Mitte verlieren.
Diese Mitte aber können wir nicht bewahren, wenn wir wahllos mal hier, mal da einsparen, oder wenn wir uns über die Anzahl von Gottesdiensten streiten. Was wir brauchen, damit wir den Übergang schaffen, ist eine neue Vision. Ausgangspunkt muss die Frage sein, ob und wie wir Möglichkeiten schaffen, dass Menschen ihre Potenziale aktivieren können, die sie zur Bewältigung ihres Lebens gerade in einer Zeit der Transformation brauchen. Ob und wie wir in der Lage sind, Anregungen zu geben für das innere Wachsen als Menschen und das innere Wachsen im Glauben.
Das alles geht aber nur, wenn wir uns bewusst in kleinen Einheiten organisieren – gerade innerhalb der neuen Großgemeinde. Es ist wenig aussichtsreich, scheinbare Integrationsprozesse zu starten, die Menschen aus unterschiedlichen Gemeindeteilen beliebig miteinander zu mischen versuchen. Wir brauchen überschaubare Einheiten, in denen Menschen in Kontakt miteinander sind. Diese kleinen Gruppen bilden so etwas wie Keimzellen für das Wachstum, aber auch für die Aufgaben, die sich in der Gemeinde stellen. Für diese Aufgaben werden kreative Lösungen und Schwarmintelligenz gebraucht. Sie können künftig immer weniger von Pfarrerinnen oder Pfarrern allein übernommen werden. Das wird die Realität in vielen Kirchengemeinden sein. Es ist besser, sich früher als später darauf einzustellen und nicht erst dann, wenn nichts mehr geht.
Eine Gemeinde, die sich auf ihre eigenen Stärken besinnt, hat neue Chancen: Sie kann sich von unten entwickeln und neu aufbauen. Viele dürfen und müssen mitmachen, nicht nur Entscheidungsträger. Wir müssen noch stärker als jetzt eine Mitmach-Gemeinde werden, die sich nach persönlichen Interessen und Fähigkeiten und mit eigenen Schwerpunkten, organisiert. Die Hauptamtlichen in der Gemeinde bilden nicht mehr, aber auch nicht weniger als das unterstützende System, das diese überschaubaren Vor-Ort-Gemeinden zusammenhält.
SCHLUSS
Ich komme noch einmal zurück auf Hermann Hesses Gedicht von den Stufen. Es ermutigt dazu, in die Übergänge im Leben tapfer hineinzugehen und sie als Chance für das eigene Wachstum zu begreifen. Es sagt noch etwas anderes Wichtiges: Wir sollen uns, salopp gesagt, nicht die Laune vermiesen lassen angesichts von Veränderungs- und Anpassungsdruck. Im Gegenteil:
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen.
Es geht also auch ums Loslassen. Hinübergehen, durchschreiten, loslassen, sich wandeln: All das steckt in den Übergängen. Und immer wieder dürfen wir auf einen Neuanfang hoffen, erst recht im Vertrauen auf Gott an unserer Seite. Dann werden auch wir die Erfahrung machen, dass
Jedem Anfang ein Zauber innewohnt,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alles, was wir verstehen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.