Kinderbriefe an den lieben Gott

Fragen und Antworten

Am Sonntag, dem 7. September 2025, fiel die Predigt aus. Pfarrer Otto Deutsch bat stattdessen die GottesdienstbesucherInnen, (echte) Kinderbriefe an den lieben Gott, die ihnen während des Gottesdienstes vorgelegt wurden, zu beantworten. Dies sind die Briefe und die Antworten der TeilnehmerInnen:

Lieber Gott, bist Du wirklich unsichtbar oder ist das nur ein Trick? Deine Karina

Liebe Karina,

es wurde gesagt: Man sieht nur mit dem Herzen gut. So ist das auch mit mir: Mich siehst Du mit dem Herzen – wenn du Freude, Trost, Mut, Freundschaft, Liebe oder Verständnis erlebst.

Liebe Karina,

nein, ich bin nicht der liebe Gott im Himmel. Ich bin hier auf Erden, Du musst nur genau hinschauen und spüren. Ich bin in der Natur – in den Pflanzen und in den Tieren. Und ich bin in den Menschen, die den Geboten, die Euch Jesus gegeben hat, folgen – etwa in den Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Wenn Du mit ihnen zusammen bist, kannst Du mich finden und erfahren.

Liebe Karina,

wie schade, dass Du mich nicht gesehen hast. Ich begleite Dich schon Dein Leben lang und wünsche mir, dass Du mich spürst und erkennst, wenn ich meine Freude aufblitzen lasse im Lächeln, mit dem Deine Eltern Dich anlächeln, und in den Augen des Pfarrers, der Dich tauft; in der Fürsorge der Nachbarin, die Dir nach einem Sturz geholfen hat. Oder im Vertrauen Deines Klassenkameraden, der Dich um Hilfe bei den Mathe-Hausaufgaben fragt. Ich bin bei Dir und hoffe, Du erkennst mich heute oder morgen in einem der Menschen, die Dir begegnen. Dein Gott

Liebe Karina,

“unsichtbar”, ja, das macht Sinn. So kann ich überall gegenwärtig und da sein, hingegen “sichtbar” nur an einem Ort. Und unsichtbar ganz in Deiner Nähe, in Deinem Herzen. Ist das o.k. so? Dein Horst

Manchmal frage ich mich selber, ob es mich gibt. Aber verrate mich nicht, Karina!

Ich bin nicht zu sehen wie die Dinge, Menschen und Tiere, aber ich kann in ihnen wirken, mein Tun kannst Du erleben und sehen, und Du kannst mich in Dir spüren, wie ich Dich verändere.  Also ich bin nicht unsichtbar, mach nur die Augen und dein Herz auf. Elisabeth Kihm

Liebe Karina,

es ist kein Trick, dass ich unsichtbar bin. Ich bin es, weil ich kein Mensch bin und kein Tier, keine Pflanze und keine Sache. Vielleicht kann ich mich selbst am besten mit einer Kraft vergleichen. Wenn du mit Kraft etwas hochhebst, sieht man deine Kraft ja auch nicht – aber man sieht, was sie kann, z.B. dass du deinen kleinen Bruder auf den Stuhl hochgehoben hast. Ich bin auch deshalb unsichtbar, damit keiner sagt: “Der sieht nicht gut aus.” Du darfst dir vorstellen, wie ich bin. Diese Freiheit gebe ich dir. Dein unsichtbarer Gott. Anne Hütter

Lieber Gott, warum lässt Du die Menschen sterben und machst immer neue? Behalte doch einfach die, die Du schon hast. Dein Konrad

Konrad, möchtest du wirklich eine Welt ohne schreiende Babys und lachende Kinder? Irgendwann sind wir alle alt und müde und wollen gehen. Nur ich darf nicht!

Das ist das Leben, und wir Menschen müssen versuchen, den Wandel zu verstehen und dass wir sterben müssen. Versuch, das Leben und Vergehen zu begreifen, Du findest die Spuren überall. Elisabeth Kihm

Wahrscheinlich ist der Körper wie Obst, das fault und dann weg muss, ob es will oder nicht! Man kann das Haltbarkeitsdatum hinauszögern, indem man es gut pflegt, hegt und sich kümmert!

Lieber Konrad,

danke für Deinen Brief. Und auf der einen Seite ist Dein Vorschlag eine gute Idee.  Wenn ich die Menschen einfach behalten würde, wäre alles auf den ersten Blick viel einfacher, denn ich kenne sie alle und sie sich auch. Aber wie wäre dann die Zukunft? Jeder neue Mensch ist auch eine Chance auf eine bessere Zukunft.  Auch Du trägst das in Dir.  Sterben ist unausweichlich, leider, aber es ist auch immer die Möglichkeit für ein neues Leben, bei Menschen und der ganzen Natur. Liebe Grüße von G.

Lieber Konrad,

kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn du ewig leben würdest? Versuche, dir das vorzustellen: 100 Jahre – und nochmal 100 – und immer so weiter. Irgendwann hättest du ALLES schon mal erlebt, nichts wäre dir neu, und an deinem Geburtstag wüsstest du: du hast noch Tausende Geburtstage vor dir….

Vielleicht ist das eine Antwort auf deine Frage.  Allerdings:  Ich finde schrecklich, wenn Menschen ihr Leben nicht zu Ende leben dürfen.  Also pass gut auf dich auf – und auf die anderen. Dein “Ich-bin-da”. Anne Hütter

Lieber Gott, wieso hast Du früher so viele Wunder gemacht und heute gar keine mehr? Deine Justine

Liebe Justine,

ich kann Deine Frage gut verstehen, bei allem, was so um uns herum und auf der Welt passiert.  Ich habe den Menschen so erschaffen, dass ER zwischen Gut +  Böse unterscheiden kann und vielleicht zusammen mit anderen Menschen überlegen kann, was kann ICH oder WIR tun, damit Wunder geschehen  können. …von Herzen!

Liebe Justine,

hast Du noch gar keine Wunder erlebt? Vielleicht hast Du die kleinen und großen Wunder noch nicht entdeckt. Und überhaupt: Was ist eigentlich ein Wunder? Die plötzliche Rettung oder Heilung? Die gibt es auch heute. Aber darum geht es bei den Wundern, von denen die Menschen in der Bibel erzählen, nicht in erster Linie, sondern dass sie die Erfahrung gemacht haben, dass sich eine scheinbar aussichtslose Situation zum Guten gewendet hat und es eine neue Perspektive gibt, dass die Menschen neue Zuversicht und Kraft gewinnen und vor allem ihr Leben wieder gestalten können. Und dazu verhelfen ihnen andere Menschen, die im rechten Augenblick das Not-Wendende tun.

Ich bin mir sicher, so etwas hast Du auch schon erlebt – z.B. als Du Dich mit Lea so zerstritten hast und alle in der Klasse gegen Dich waren. Da kam Anna  und hat Dir Mut zugesprochen, auf Lea zuzugehen, sie hat Dich dabei unterstützt. Und dann ist es geschehen: dass wirklich Versöhnung möglich wurde, weil Lea und die anderen ganz anders reagierten als erwartet. Es war wie ein Wunder. Oder als Oma so schwer erkrankte, da war sie sehr schwach und vor allem traurig. Sie hat allen Lebensmut verloren. Dass sie noch einmal von der Intensiv-Station zurückkam und sich erholte, war schon ein kleines Wunder. Vor allem aber, dass sie, obwohl sie wusste, dass sie bald sterben würde, nochmals Lebensfreude gewann und mit Euch Enkeln einen schönen Urlaub verbrachte, bevor sie dann bald verstarb, das war ein Wunder und Geschenk.

Kannst Du es auch so sehen, Justine? Ich denke, jetzt hast Du ein paar Spuren gezeigt bekommen und wirst noch viele Wunder in Deinem Leben und in der Welt entdecken.  So gehe Deinen Weg neugierig und hoffnungsfroh, Dein Dich allzeit begleitender Gott

Liebe Justine,

warum denkst du, dass ich keine Wunder mehr vollbringe? Bist du nicht eines der Wunder, die Tag für Tag auf der Erde geschehen? Es muss nicht immer ein geteiltes Meer sein, um mein Wirken auf Erden zu erkennen. Mach deine Augen auf, liebe Justine, und staune – über dich, die Menschen, die für dich da sind, die Natur und über mich. Dein Gott. Waltraud Kraft

Da, wo Menschen einander liebhaben, geschehen immer wieder Wunder. Aber das muss man in einem tieferen Sinn verstehen.

Wunder mache ich immer noch, Justine. Bist du nicht selber eines?

Liebe Justine!

Doch, Justine, es gibt heute vielleicht noch mehr Wunder als früher, nur die meisten Menschen erkennen sie nicht, man sieht sie einfach so leicht nicht! Denk mal daran, dass viele Menschen gerettet werden, weil Gott ihnen Verstand gegeben hat, Wunder in der Medizin zu schaffen!  Ich wünsche Dir offene Wunderaugen, oder vielleicht bist Du auch irgendwann ein “Wundermacher”?

Liebe Justine,

die Sängerin Katja Ebstein singt den Song “Wunder gibt es immer wieder, denn man muss sie nur sehen”. Das bedeutet, dass man aufmerksam sein muss, um täglich die Wunder des Lebens zu sehen und nicht achtlos daran vorbeigehen.  Stets die Augen und Ohren öffnen.  Es gibt auch heute noch viele Wunder. Alles Gute, liebe Justine. Dein Gott

Man muss dazu an Gott glauben! Almut Deutsch-Steimer